Smaugs Einöde: Wegen unsinniger Handlungsänderungen enttäuschend

Smaugs Einöde
Nachdem die Blu-ray zum zweiten Hobbitfilm nun schon Weile draußen ist, will ich die Chance nutzen, um endlich eine Filmkritik über „Smaugs Einöde“ zu schreiben. Ich bin ja vom ersten Teil ziemlich begeistert gewesen und war ziemlich gespannt wie der Blockbuster nun tatsächlich werden würde. Vor allem nachdem ich im Vorfeld einige sehr positive Filmkritiken gelesen hatte, die davon sprachen dass der Teil viel besser als der erste wäre und mehr Mittelerdefeeling aufkommen würde.

Als ich dann aber selber im Kino war, war ich ziemlich enttäuscht. Mit der Blu-ray hat sich das etwas relativiert und ich konnte den Streifen einfach als Film genießen und konnte größtenteils mein Missfallen hintenan stellen.
Bei aller Kritik muss man einfach sagen, dass es wirklich gut gemachte Unterhaltung ist, wenn auch stellenweise sehr übertrieben. Die Special Effects sind einfach großartig, die schauspielerische Leistung ist wieder ganz vorne dran.

Besonders erwähnen möchte ich Martin Freeman als Bilbo, Lee Pace als der Waldelbenkönig Thranduil und der großartige Benedict Cumberbatch als die Verkörperung des Drachen Smaug und des Necromancers, aber sonst ist die Schauspielkunst auch sehr gut. Die Fässerflucht ist eine Meisterleistung in der Umsetzung und der Kameraführung, die Einführung der Seestadt Esgaroth wirklich sehr gelungen (bombastisch wie sie da langsam aus dem Nebel auftaucht und mehr und mehr ihre schöne Pracht entfaltet). Die anderen Sets sind größtenteils ebenso auch sehr gelungen, auch wenn es schon irgendwie sauer aufstößt dass sie teilweise grob von der Buchvorlage abweichen.

Bei allem Positiven was sich tatsächlich finden lässt, bleiben aber immer noch etliche Kritikpunkte: Regisseur Peter Jackson streckt die relativ kurze Geschichte des Buches auf nunmehr 3 Filme, rauscht aber immer noch in einem Affenzahn durch die Handlungsorte: Beorn, der Düsterwald, die Spinnen, das Waldlandreich der Elben werden nur ganz kurz besucht und ich hätte mir von allen Orten viel mehr gewünscht, dafür kommt dann am Schluss die total unsinnige Verfolgungsjagd mit dem Drachen. Da einige Zwerge im ersten Teil wenig bis gar nichts zu sagen hatten, hatte man gehofft, dass dies nun geändert würde und der Fokus sich auch mal zu andern Zwergen richten würde. Weit gefehlt, wieder nichts.

Ich habe nichts gegen Handlungsänderungen. Dann aber bitte konsequent und nachvollziehbar! Mir gefällt die komplett erfundene Waldelbe Tauriel und auch die Romanze außen rum ganz gut, auch mit der Rolle von Legolas kann ich leben. Die neu hinzugefügten Handlungsstränge um die Findung der Gräber der Nazgûl in den hohen Schluchten und die Entdeckung des Necromancers in Dol Guldur finde ich eigentlich ganz cool (aber warum verd**** nochmal ist Thrain immer noch nicht zu sehen?). Andere Änderungen sind so überzogen, unlogisch und inkonsequent, dass sich mir echt die Zehennägel hochstellen.

Warum nehmen die Elben die Zwerge in Düsterwald überhaupt gefangen, die gerade den Spinnen entkommen sind? Sie haben keine Elbenparty gestört und zumindest versucht auf dem Weg zu bleiben? Warum verfolgen die Elben überhaupt die Zwerge bei der Fässerflucht, wenn sie sie am Schluss dann doch ziehen lassen? Auch wenn diese Szene sehr gut anzuschauen ist, ist sie wieder mal typisch Action Jackson und völlig überzogen? Warum schickt Gandalf so ausdrücklich Radagast fort und geht alleine nach Dol Guldur? Wer weiß doch, dass da eine ziemlich große Gefahr lauert? Warum schickt er seinen Zaubererfreund zu Galadriel, wenn es vorher kein Problem scheint mit ihr telepathisch Kontakt aufzunehmen? Wie kann es passieren, dass Esgaroth so stark bewacht ist, dass Bard alle Tricks aufwenden muss, um die Zwerge unbemerkt hinzuschleußen, wenn dann eine Orkmeute einen Riesenradau macht und es anscheinend kein einziger Mensch in der Seestadt zu bemerken scheint? Beorn wird in Esgaroth dauernd misstrauisch beäugt, aber nie verhaftet. Und dann auf einmal doch, obwohl nichts passiert ist, um Grund zu sein ihn jetzt zu verhaften. Warum geben die Zwerge so leicht auf, nachdem sie das Schlüsselloch zur geheimen Tür nicht gefunden haben. Sie haben ja nicht nur einen weiten Weg hinter sich und etliche Mühen und Strapazen auf sich genommen. Nein, für Thorin hängt ja sogar seine Berechtigung der Königswürde damit zusammen. Und dann ist Bilbo noch der Einzige, der daran festhält, obwohl er nun gar nichts damit zu tun hat? Und schließlich dann, was ist der große Deal mit der geheimen Tür, wenn sie dann alle in die Hallen rennen und ihren einzigen Vorteil mit diesem Zugang aufgeben? Dann hätten sie gleich durch die Fronttüre gehen können, wenn sie es so leicht mit dem Drachen aufnehmen können und er so leicht an der Naser herum zu führen ist?

Auch wenn ich den Film trotzdem immer noch genießen kann, kommt bei mir grade überhaupt kein Mittelerdefeeling auf. Der Film weicht dafür viel zu sehr meilenweit von der Romanvorlage ab, hetzt viel zu sehr durch die Story, viele wunderschöne Momente wurden versaut… Wir dürfen gespannt sein, was die Extended Version zu bieten hat.

3 Kommentare

  1. Hmm, gute Frage. Schwer zu sagen. Aber ich würde mal ganz einfach sagen, dass ich beim Filmschauen das Gefühl habe in Mittelerde zu sein. Oder genauer: in dem Mittelerde wie ich es mir vorgestellt habe. Ich kann viele Änderungen verkraften, Logikfehler und überbordete Action, wenn ich das Gefühl habe, dass zumindest stellenweise einige Szenen oder zumindest Stimmungen aus den Büchern würdig oder passend umgesetzt wurden.

    Ich will mal ein Beispiel geben: Im ersten Teil war das für mich der Prolog. Diese wunderbare Umsetzung von Dal, die Stimmung im Erebor. Die Designs sind cool, die Atmosphäre auch (auch wenn ich das Design im Innern des Berges nicht so toll fand. Für mich sollten es große und lange Hallen sein. Keine schmalen Stege, die unendlich leeren Raum durchqueren…)

    Hobbingen an sich ist sehr stimmig und Mittelerde pur, daher auch die komplette Ankunft der Zwerge bei Bilbo, ihre Lieder (Misty Mountains!!!), die Reise der Zwerge (Bilbos Frage nach Radagast), die Szene mit Gollum). Im zweiten Teil ist das noch das Treffen von Thorin und Gandalf in Bree, ein bißchen die Hohen Schluchten, Bilbos Kampf mit den Spinnen – da aber auch nur ansatzweise.

    Esgaroth ist von der Kulisse sehr toll umgesetzt, da gibt es einige wenige Momente, die aber von unsinnigen Logikfehlern überlagert werden…
    Beorn wurde verschenkt, eigentlich auch das Waldlandreich, die Hetze durch den Düsterwald, als Bilbo die Zwerge in die Fässer packt, das fand ich wiederum großartig.

    Wird das ein bißchen klarer?

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