Die Wirksamkeit von Gottes Schutz

Gottes Schutz
Eine Statuszeile einer Freundin auf Facebook hat mich zum Nachdenken über die Wirksamkeit von Gottes Schutz gebracht. Sie schrieb dort nämlich, dass sie ihre Kinder in den nur wenige hundert Meter von ihrer Wohnung entfernten Kindergarten begleitet habe. Auf meine Bemerkung, dass wir als Kinder damals alleine über einen Kilometer in Schule und Kindergarten gegangen wären, meinte sie dass Berlin und grade dieses Viertel viel gefährlicher als unsere Kleinstadt wäre und diese Vorsichtsmaßnahme rechtfertige. Das spannende jedoch ist, dass heute meine Nichten und Neffen, die nur zwei Straßen weiter von meinen Eltern wohnen, auch jeden Tag mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Ganz unabhängig davon, was da jeweils heute die Gründe dafur sind, war damals unser Schulweg ja nicht deshalb sicherer, weil wir bloß in einer Kleinstadt gewohnt haben. Auch damals mussten wir alleine viel befahrene Straßen überqueren und man hört ja immer wieder, dass grade in idyllischen Käffern Triebtäter ihre Opfer finden.

Dass war der Anstoß, dass ich mir Gedanken über die Wirksamkeit von Gottes Schutz gemacht habe. Als Christen glauben wir ja, dass wir unter Gottes Schutz stehen, dass Er auf uns aufpasst. Weil wir aber manchmal oder öfter schlechte Erfahrungen gemacht haben, helfen wir ein bisschen nach. Das sieht dann bei jedem von uns unterschiedlich aus.

Wir bringen unsere Kinder überall hin, lassen sie kaum etwas alleine machen, schützen sie vor vermeintlich schädlichen Einflüssen (jetzt mal ganz unabhängig von meiner Ausgangsgeschichte). Eine Konsequenz kann dann aber sein, dass unsere Zöglinge den alltäglichen Herausforderungen des Lebens kaum gewachsen sind und sie nicht mündig werden. Als ich klein war ist unsere Mutter sehr lange mit uns zu jedem Arzt gegangen. Ich glaube heute, dass sie das länger getan hat als wirklich nötig war. Die Folge war, dass ich Angst hatte alleine zum Arzt zu gehen und dass ich mir heute mit neuen Situationen unheimlich schwer tue… 

Eine andere mögliche Ausdrucksform uns selber schützen zu wollen, ist wenn wir uns täglich die Waffenrüstung anziehen (und uns verdammen, wenn wir es vergessen haben), immer wieder den Namen Jesu über uns ausrufen und uns unter den Schutz des Blutes Jesu stellen. Das habe ich alles selber gemacht und das ist ja auch gut, wenn es uns an die geistlichen Wahrheiten erinnert. Wenn davon aber gefühlsmäßig unser Schutz abhängt haben wir ein Problem! Dasselbe gilt wohl auch, wenn ich die täglichen Losungen wie ein Horoskop lese, wie gut der Tag wohl werden wird (auch ich bin sehr oft sehr gesegnet worden durch einen Spruch aus der Losung, der wie die Faust aufs Auge für den betreffenden Tag passte.) Das sind ja alles Sachen, die an sich ja okay sind. Schwierig wird es, wenn ich davon meinen Schutz abhängig mache und mich unsicher fühle, wenn ich es nicht gemacht habe.

Ganz schwierig wird es nun, wenn dann doch etwas Schlimmes passiert trotz aller Vorsichtsmaßnahmen! Für viele stellt sich unweigerlich die Frage, warum Gott uns nicht beschützt hat und im Endeffekt ob wir uns wirklich auf Gottes Schutz verlassen können. Anders ausgedrückt wie wirksam Gottes Schutz tatsächlich ist.

An solchen Situationen wird sehr schnell deutlich wie unser Gottesbild aussieht. Glauben wir, dass Gott nur ein liebender Gott ist, wenn er uns alles gibt was wir wollen und uns vor allem bewahrt, was wir nicht wollen oder wovor wir Angst haben? Oder halten wir es für wahr, dass Gott uns so sehr liebt, dass er uns nicht so lässt wie wir sind und deshalb Dinge zulässt, die uns letztlich zum Besten dienen können?

Ich habe das selber schmerzlich erlebt als in meinem Leben schlimme Sachen passiert sind, obwohl ich mich nach dem Willen Gottes ausgestreckt habe, tun wollte was Er sagte. Ich schien alles richtig gemacht zu haben, wie konnte er dann zulassen, dass diese schlimmen Dinge geschehen sind? Ich bin durch diese Thematik noch nicht ganz durch, einige Fragen sind noch offen, in einigen Punkten fällt es mir weiterhin schwer, Gott zu vertrauen. Aber durch die Krise durfte ich mich intensiv mit Leid beschäftigen und warum Gott sowas zulässt.

Gott ist viel zu sehr an unserer charakterlichen Reife interessiert, dass Er uns so lässt wie wir sind. Leidvolle Erfahrungen bringen das an die Oberfläche, was in uns ist. Viele sind erstaunt wie viel bittere Galle und falsche Vorstellungen noch in ihnen drin. Es ist gut, dass diese Sachen hochkommen, so dass wir mit Gott zusammen diese Dinge anschauen können.

Wer durch leidvolle Erfahrungen gegangen ist, wird viel barmherziger und milder, er kann Leute verstehen, die durch leidvolle Lebenssituationen gehen. Er weiß dass es nichts bringt, ihnen fromme Floskeln an den Kopf zu knallen, die man selber mal gehört hat, aber nicht vom Leben geprüft wurden (wie zum Beispiel nicht genug geglaubt oder nicht genug gebetet o.ä.). Bin ich aber durch ne Krise gegangen und habe sie mit Gott bewältigt, bin ich ein glaubhafter Zeuge, der sagen kann was ihm geholfen hat und dass gewisse Ratschläge tatsächlich funktionieren. Und was ist das für ein Lobpreis, wenn eh alles toll ist? Dagegen gewinnt er an Tiefe, wenn ich Gott anbete, obwohl ich grade schlimme Sachen erlebe, die ich nicht verstehe. Menschen können bezeugen, dass sie Frieden von Gott in dem Moment bekamen als sie ihr Recht aufgaben alles verstehen zu wollen.

Zusammenfassend gesagt: Es bringt nichts, wenn wir eigene Maßnahmen ergreifen, um uns und unsere Lieben zu schützen. Wir können gewisse Dinge einfach nicht umgehen. Ich würde sogar soweit gehen, dass Gott uns manchmal regelrecht in Leid hineinführt, uns vor bestimmten Sachen nicht beschützt, um uns unser Herz zu zeigen und zu offenbaren, worauf wir wirklich bauen. Gott will dass unser Herz ganz bei ihm ist, dass es gereinigt ist, dass es mitfühlend und barmherzig ist, dass wir auf die richtigen Sachen gebaut haben. Damit das geschehen kann, muss er Lebenssituationen zulassen, die uns an unsere Grenzen bringen, damit wir uns wirklich auf ihn schmeißen.

Ich stehe noch mitten im Prozess, merke aber schon wie ich meine leidvollen Erfahrungen positiver sehe, wie ich gegenüber Leuten milder und barmherziger werde, die in bestimmten Lebenssituationen sind oder mit gewissen Problemen kämpfen und ich kann bezeugen, dass bestimmte Ratschläge tatsächlich funktionieren und mir zum Durchbruch geholfen haben.

Ich kann es eher stehenlassen, wenn schlimme Dinge und Leid geschieht, muss keine fromme Floskel dafür haben, wie es dazu kommen konnte und sehe darin eine Chance, wie ich und andere dadurch näher an das liebende Herz Gottes kommen. Denn alles Leid, was Gott zulassen muss, hat Jesus selber sehr schmerzvoll am Kreuz getragen! Wenn also schlimme Sachen passieren, bedeutet das nicht dass Gottes Schutz nicht funktioniert und wir uns besser selber schützen sollten. Nein, wir dürfen glauben, dass selbst in Leid Gottes Liebe sichtbar ist, weil Er darin einen Plan hat und wir mit Ihm etwas lernen dürfen.

2 Kommentare

  1. du hast recht.
    allerdings glaube ich, wir Kinderlose dürfen in der Diskussion nicht über Eltern urteilen (nicht mal wenn es ein sanftes Urteil ist), denn wir haben davon keine Ahnung.
    Es ist natürlich auch so, dass heutzutage nicht mehr Unglücke passieren, sondern wir nur von mehr erfahren, weil die Medien alles verbreiten.
    Aber auch das macht es für die Eltern nicht einfacher.
    Diese Entscheidung — Gott vertrauen oder lieber doch nicht so ganz auf eigene Anstrengung verzichten (das ist ja nicht, dass die Leute Gott misstrauen würden) — muss jeder selbst treffen.

  2. Da hast du sicherlich Recht. Es ist schwer sich in die Haut eines anderen zu denken, in der man selber nicht steckt. Es ging mir nur um den Vergleich von heute zu früher… und dann war es auch nur ein Aufhänger für meine Gedankengänge. Über Sinn oder Unsinn des Kinderbringens zur Schule und zum Kindergarten wollte ich dann eigentlich keine Aussagen treffen.

    Außerdem habe ich immer aus der Sicht des selber Betroffenen geschrieben. Gut dass ich das hier nochmal betonen darf!

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