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Filmkritik & Beobachtungen: Beowulf


Heute war es nun endlich soweit, ich konnte mir Beowulf im Kino ansehen. Zunächst war es genial, dass ich endlich meine Freikarte fürs CINEMA einlösen und ich endlich mal wieder in diesem wunderbaren Kino sein konnte, das fast nur Filme im Original bringt.

Digital 3D
Der Film lief in Digital 3D. Das ist echt der Hammer, eine ganz neue Kinoerfahrung. Da wird uns in Zukunft wohl noch ähnlich Revolutionäres erwarten! Teilweise hat man echt den Eindruck gehabt, dass einen manche Gegenstände förmlich anspringen und aus der Leinwand ragen. Manche Personen sahen wirklich so aus, als würden sie vor der Leinwand stehen und andere dahinter. Wenn Beowulf den Drachen jagt, scheint es als würden die Bäume wirklich an einem vorbeifliegen und einen gleich ein Ast erschlagen. Also wer die Chance hat, schaue sich den Film in 3D an. Sehr empfehlenswert!
In ein paar Jahren wird man sicherlich über die Effekte lachen, denn momentan erinnert es einen doch noch sehr an Hologramme und es erscheint einen noch etwas unausgegoren, was einem da so 3dmäßig an Objekten entgegenkommt und was nicht.
Aber für das heutige Kinoerlebnis wirklich außergewöhnlich und echt sehenswert!

Einige Beobachtungen
Was ich nun im folgenden schreibe, setzt den Film als bekannt voraus. Wer den Film noch nicht kennt und sich nicht die Spannung verderben will, soll nur dann weiterlesen, wenn er den Film gesehen hat. Denn ich möchte ein paar Beobachtungen weitergeben, die ich aus dem Film für mich gezogen habe.

Spoiler!

Die unterschätzte Macht der Verführung
Der Plot der Verfilmung hat einige Veränderungen zur Originalgeschichte. Davon mag man halten, was man will. Das soll hier nur eine Nebenrolle spielen. Aber nun zu meinen Beobachtungen: Beowulf ist ein schon fast übermenschlicher Held. Er hat unglaubliche Kräfte, Heldenmut, Kühnheit, ist sehr geschickt im Kampf und mit seinen Waffen. Er tritt Grendel furchtlos gegenüber, kühn, fast schon überheblich. Er legt alle Waffen und die ganze Rüstung ab. Er will Grendel ebenbürtig gegenüber stehen, der keine Waffen hat. Deswegen stellt er sich ihm splitterfasernackt. Er ist ein Mannsbild, wie man es sich nicht besser wünschen könnte.

Aber als er sich schließlich noch der Mutter des Monsters gegenüber behaupten soll, wird er schwach.
Denn diese tritt ihm nicht als abscheuliches Monster entgegen, sondern als verführerische halbnackte Frau.

Obendrein verspricht sie ihm noch ein Königtum, Ruhm und Ehre und Sicherheit, wenn er ihr das Drachenhorn Hrothgars überläßt und ihr einen Sohn als Ersatz für Grendel schenkt. Er läßt sich nur allzu gerne darauf ein. Als er zurückkehrt, prahlt er sogar noch davon, wie er sie getötet hat…

Ich finde daran sehr interessant, was wir daraus für unser geistliches Leben ziehen können:
Wir mögen in allen möglichen Dingen fit sein, können die tollsten geistlichen Gaben haben, Dämonen ausgetrieben haben, aber wenn wir nicht integer sind und nicht unser ganzes Leben auf der Reihe haben, wird der Teufel unsern wunden Punkt finden und versuchen, uns damit zu Fall zu bringen. In diesem Fall war es die Schönheit und Verführung einer „Frau“ und die Verlockung von Macht (kommt uns irgendwie bekannt vor, dass jemand einem Macht und alle Reiche der Welt anbietet, wenn man nur macht, was der Verführer will, gell?). Das können aber auch ganz andere Dinge sein, die weniger offensichtlich sind: Eitelkeit, Stolz und Halbwahrheiten

Die Sünden der Vergangenheit
Im Film ist König Hrothgar der Vater von Grendel. Er hat sich also wie Beowulf auf die Verführung von Grendels Mutter eingelassen (seltsamerweise hat sie selber keinen Namen). Es scheint irgendwie ein kleines Vergehen gewesen zu sein, entschuldbar und verständlich. Sie war ja so schön, wie konnte ich ihr da widerstehen? Aber die Folgen sind verheerend.

Nicht nur dass diese „kleine“ Sünde sie ihren Frauen entfremdet (und sie ohne Erben dastehen, im 6.Jhdt eine echte Tragödie), die Früchte sind erschreckend. Bei Hrothgar ist es Grendel, der viele Leben verwüstet, Tod und Verheerung stiftet. Die Methalle wird geschlossen, die ein Ort der Versammlung, der Gemeinschaft und des Fröhlichseins sein sollte. Bei Beowulf ist es der Drache, der im Film die Folge der sexuellen Sünde ist. Hier führt sie unmittelbar zum Tod Beowulfs, der den Kampf mit dem Drachen nicht überlebt.
50 Jahre nach seiner Sünde, die er nie bekannt hat (offiziell ist immer noch, dass er Grendels Mutter getötet hat) steht diese Sünde zwischen ihm und seiner Frau, die er damals noch so sehr begehrt hat. Er vernachlässigt seine ehelichen Pflichten. Stattdessen hat er nun eine Mätresse, mit der er sich vergnügt. Eine Sünde gebiert eine andere. Seltsam, dass das so oft verbreitet ist. „Jetzt habe ich schon gesündigt, dann ist es auch egal, wenn ich weiter sündige…“

Sünde ist nicht nur ein kleiner Ausrutscher. Hier wirkt sich das Prinzip von Saat und Ernte in tragischer Weise aus: Wir säen und ernten zig-, wenn nicht sogar hundertfach.
Wie gut, dass wir durch das Blut Christi eine Möglichkeit haben, daraus auszubrechen. Jesus hat für uns den Fluch getragen. Wir können Buße tun, Vergebung für unsere Vergehen bekommen, können Jesus bitten, dass er offenbart, was schief gelaufen ist, dass er uns richtet und den Keimling ausreißt, lange bevor die böse Saat aufgegangen ist.

Jesus als Retter zurückgewiesen.
Als König Hrothgar mit seinen Leuten beratschlägt, was zu tun ist, um Grendel loszuwerden, schlägt Unferth vor, ob er nicht auch neben all den andern Göttern zu diesem neuen römischen Gott Jesus Christus beten wolle. Der König verneint und meint, sie bräuchten hier einen Helden… Und kurze Zeit später tritt Beowulf auf den Plan.

Chance vertan, den Fluch zu brechen und den ewigen Kreislauf zu überwinden, der einfach nur weiterläuft. Beowulf besiegt zwar Grendel, zeugt mit seiner Mutter den weit schlimmeren Drachen. Der Fluch Hrothgars geht auf ihn über. Als die beiden Männer sterben, fordert der Dämon ihre Leichname. Es ist unklar, ob Wiglaf, der treue Weggefährte Beowulfs, der nun König ist, nicht nur das Königtum, sondern auch den Fluch geerbt hat. Erinnert irgendwie an Beelzebub mit Belial austreiben…

Wie auch immer. Der menschliche Held wird gegenüber Jesus vorgezogen. Beowulf, der es mit der Wahrheit nicht so ernst nimmt, prahlerische Heldengeschichten von sich erzählt, überheblich ist und am Ende die Folgen seiner Sünde bezahlen muss… Sehr interessant!

Beschäftigung mit dem Original Beowulf
Ich wusste schon länger, dass Tolkien ein Essay über Beowulf geschrieben hat, in seinen Geschichten auch einige Einflüsse zu erkennen sind. Nach dem der Film auch einige Änderungen vorgenommen hat, interessierte es mich umso mehr, ein paar Erkundigungen über das Original einzuholen.

Beowulf ist eine der ältesten Altenglischen Schriften. Man weiß nicht viel über seinen Autor, es gibt einige christliche Einflüsse, die wohl von den Mönchen stammen, die die über Jahrhunderte mündlich überlieferte Geschichte aufgeschrieben haben.

Im Original tötet Beowulf tatsächlich die Mutter Grendels, Hrothgar hat keine Verbindung mit Grendel und der Drache, der 50 Jahre später auftaucht, hat keine Verbindung zur früheren Geschichte. Ich finde es witzig, dass man in modernen Filmen immer irgendwie eine Verknüpfung herstellen will, Sachen in Geschichten hinein interpretiert und Helden schwächer darstellt, wie sie im Original waren. Wenn sich dann noch ne Sex- oder Liebegeschichte einbauen läßt, soll es nur recht sein… Bei Faramir aus Der Herr der Ringe war das ähnlich. Man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er ein edler Charakter sein könnte, der der Versuchung des Rings im Gegensatz zu seinem Bruder widerstehen könnte…

Hier ein paar Links:
Beowulf – das Original Altenglisch + moderne engl. Übersetzung
Beowulf – engl. Original (andere Seite)
Beowulf – deutsche Übersetzung (Karl Simrock)
Beowulf (2007 film) – Artikel bei Wikipedia
Beowulf – deutscher Artikel bei Wikipedia über das Original

0 Kommentare

  1. Hallo Jocky danke für deinen Text über Beowulf.
    Ich finde es auch immer sehr intteresant, wie die schriftsteller immer irgendwelche Bezüge zu dingen haben.

    Mach weiter so
    Segen die nicoles

  2. Hallo,
    danke für deinen Kommentar. Kenne dich zwar von diversen Blogs, aber persönlich wäre mir das nicht bekannt, oder?

    Immer schön, wenn Blogleser auch Kommentare hinterlassen und somit melden, dass sie dagewesen sind…

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