Die Unwichtigkeit der reinen Lehre
Es gibt eine Sache, die mich seit einiger Zeit beschäftigt. Ich stoße immer wieder darauf. Ich bin mir nicht sicher. Aber manchmal frage ich mich, ob Jesus die reine Lehre so wichtig ist, wie sie es uns manchmal ist.
Es wird so viel diskutiert, ob eine Gemeinde die reine Lehre hat, ob sie ne Sekte sind, gibt viel Kritik an erwecklichen Aufbrüchen wie in Lakeland, Kritik an schillernden Personen im Leib Christi… Aber ich erlebe es immer wieder, dass Gott scheinbar seinen Segen grade dort in besonderer Weise gibt, wo Sachen passieren, die fragwürdig sind, die ich fragwürdig finde.
Ich war in letzter Zeit in Gottesdiensten, wo ich manche Sachen, die gepredigt oder gesagt wurden, mehr als fraglich waren (zumindest aus meiner Sicht). Aber grade da habe ich die krasse Gegenwart Gottes gespürt, dort ging es ab, sind krasse Sachen passiert.
Neulich gab es in Lakeland eine Massentaufe (ungefähr 3.000 Leute wurden getauft). Todd betete, dass das Taufbecken wie ein Teich von Bethesda wäre, wo eine Engel herabkommen würde, um das Wasser zu berühren und dass darin Leute geheilt würden. Einige Leute, die gefragt wurden, warum sie sich taufen lassen, sagten dass sie geheilt werden wollten (natürlich kam man nicht in Gänze erklären, was einem genau bewegt, warum man sich taufen läßt)!
Als ich damals den Eindruck hatte, dass ich mich taufen lassen sollte, war es für mich sehr wichtig, was genau Taufe ist. Als kleines Baby haben meine Eltern sehr bewusst ein Ritual an mir vollzogen, was die evangelische Kirche Taufe nennt. Für mich gibt es nur eine Taufe, sie ist nicht beliebig wiederholbar… (eine Kirche, ein Glaube, eine Taufe). Wenn ich mich nun taufen lasse, was ist mit meiner Babytaufe?
Und nun wurden in diesem Becken Leute getauft, die geheilt werden wollten. Für mich ein sehr fragwürdiger Grund für eine Taufe. Ich hätte die nicht getauft. Aber das krasse war: Die Gegenwart Gottes war so stark in diesem Becken, dass die Leute trunken waren im Geist, wild abgezappelt haben, Todd war auch total bekifft im Geist. Und ich glaube, dass der Heilige Geist da wirklich gewirkt hat und damit offensichtlich seinen Segen draufgelegt hat.
So wie damals als Petrus gegen seinen Willen und Glauben den Heiden gepredigt hat. Für ihn war das ziemlich sinnlos, weil er davon ausgegangen ist, dass die eh nicht Christen werden können. Doch der Heilige Geist hatte sie ganz offensichtlich erfüllt, sie beteten in Sprachen und prophezeiten.
Und wenn ich sehe, wie Jesus diese Sachen segnet, drängt es sich mir gradezu auf, dass Jesus eher ihr Herz, ihren Hunger nach Gott sieht, als dass ihm die reine Lehre wichtig wäre! Eventuell muss ich da selber umdenken und meinen Stellenwert ändern… Wer weiß!
Um das nochmal genau zu sagen: Mir ist es total wichtig, dass wir wirklich gemäß dem Handeln, was in der Bibel steht, dass es nicht beliebig ist, was wir lehren oder predigen. Aber die Frage ist, worauf liegt der Focus, was ist Gott wichtig.
Abgesehen davon glaube ich, dass wir nie die reine Lehre haben werden. Jede Stärke beinhaltet gleichzeitig auch ein Schwäche. Luther hatte die weltbewegende Offenbarung, dass wir aus Glauben gerecht werden und nicht durch Werke. Wie befreiend! Aber er ist total ausgefuchst, wenn man ihm damit kam, dass Glaube ohne Werke tot ist. Dabei hat er selber soviele gute Werke getan. Wenn Gott uns was aufs Herz legt, dann haben wir einen Focus drauf und andere Sachen werden zwangsläufig vernachlässigt. Das ist einfach so.
Also lasst uns das Wirken Gottes willkommen heißen, unser Herz nach ihm ausstrecken, als alles in Schachteln zu stecken, alles genau verstehen und analysieren zu wollen!