Die Natürlichkeit des Übernatürlichen

An der Erweckung in Lakeland gibt es viel Kritik, haupstsächlich an den übernatürlichen Komponenten. Leute fallen um, zappeln unkontrolliert, sind betrunken im Heiligen Geist. Die Bedeutung von Engeln, Worten der Erkenntnis und Prophetie. Ein Grund, warum Leute so heftig darauf reagieren, ist meines Erachtens, dass das Übernatürliche so ungewohnt für uns ist.

Und ich muss sagen, das finde ich ziemlich heftig. Nicht die Kritik, sondern dass das Übernatürliche für uns so ungewohnt ist. Gut, ich kann das Ganze sehr gut nachvollziehen. Ich bin in einem christlichen Umfeld aufgewachsen, für mich hatte das volle Gültigkeit, was in der Bibel steht, keine Probleme das zu glauben. Ich habe Jesus auch erlebt, er hat tolle Sachen gemacht. Letztendlich war die Realität der Bibel nicht wirklich sichtbar in meinem Leben. Alles was mit dem Heiligen Geist zu tun hatte, mit Geistesgaben wurde irgendwie ausgeklammert. Lange Jahre wusste ich nicht mal, dass der Heilige Geist in mir wohnt. Ich hatte einfach keine Ahnung von ihm. Erst hinterher habe ich erfahren, dass Leute regelrecht Angst vor diesen Dingen hatten.

Irgendwann kam ich dann nach München in den CVJM, um ein soziales Jahr zu machen. Wie gut, dass ich zunächst nicht wusste, dass der charismatisch ist. Als ich dort hinkam, war ich richtig geschockt. Ich kann mich erinnern, wie ich im ersten Gottesdienst war, wo auf einmal aus heiterem Himmel der Sprachengesang anfing. Ich fand das unheimlich. Ich war so geschockt, dass ich von der ganzen Konferenz nichts mitbekommen habe. Ich hatte Anfangs echt Angst, dass ich in einer Sekte gelandet bin. So fremd war mir das, was ich da erlebt hatte. Heute kann ich das gar nicht mehr richtig nachvollziehen, weil ich heute empfinde, dass der CVJM sehr verhalten charismatisch ist…

Meine anfängliche Angst ist gewichen und ich war richtig hinter dem Heiligen Geist her. Richtig geil, wie meine ersten Erfahrungen mit dem Heiligen Geist waren, wie ich ihn als liebevolle und sensible Person kennengelernt habe. Heute bin ich noch mehr begeistert und sehne mich danach, dass noch mehr passiert.

Ich bin erstaunt darüber, wie wenig Ahnung wir von den übernatürlichen Elementen von Gott haben. Selbst als Charismatiker haben wir noch sehr viel Kontrolle über das was Gott tun darf und was nicht. Ich sage immer: „Wer hat Angst vom Heiligen Geist?“ „Niemand!“ „Und wenn er aber kommt?“ „Dann haun wir alle ab…“.

Wenn ich in die Bibel schaue, dann sehe ich vor allem im Alten Testament Dinge, die sehr krass sind. Mehrmals erfüllt die Gegenwart Gottes die Stiftshütte/ den Tempel so stark, dass keiner hineingehen kann (da erscheint ein bißchen Umfallen und Rumzappeln noch recht harmlos zu sein). Ein Priester durfte nur einmal im Jahr ins Allerheiligste. Er hatte eine Schnur am Bein und ein Glöckchen, weil die Gefahr bestand, dass er in der Gegenwart Gottes gestorben ist. Das Glöckchen war dazu da, um zu hören, ob er sich noch bewegt. Die Schnur diente dazu, dass man ihn gefahrlos rausziehen konnte.

Mehrmals fällt Feuer vom Himmel, Elia ruft es sogar ganz bewusst herbei. Elia bestimmt im Gebet darüber, ob es regnet oder nicht (der Jakobusbrief sagt uns, dass Elia ein schwacher Mann wie wir war – also dass wir dieselben Dinge durch Gebet tun können „Das Gebet des Gerechten vermag viel!„)

Mehrmals kommt es im Alten Testament vor, dass Leute – wie man heute sagen würde – betrunken im Heiligen Geist sind. Scheinbar war das nicht außergewöhnlich. Es schien ein Erkennungszeichen der Propheten gewesen zu sein. Es heißt dann da: „Ist Saul jetzt auch unter die Propheten gegangen?“ – 5.Mose 11,25 // 1.Sam 10,11 // 1. Sam 19,20 // 1.Sam 19,24

Immer wieder tauchen Engel auf, die ganz konkret in das Leben der Menschen eingreifen. Um die Geburt von Jesus herum kann man so eine Dichte von Engeln sehen, wie das wohl kaum vorher war: Ein Engel begegnet Zacharias, einer Maria, dann Josef, dann eine ganze Engelsschar den Hirten, dann den Weisen aus dem Morgenland und schließlich wieder Josef. Ich glaube, dass wir die Bedeutung der Engel noch nicht wirklich erkannt haben, welche Rolle sie in unserm Leben spielen könnten. Ich denke, dass wir weit davon entfernt sind sie überzubetonen.

Das waren jetzt vorwiegend Beispiele aus dem AT. Aber es heißt, dass die Herrlichkeit des neuen Bundes grüßer sein wird, als die des alten.
„Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth.“ Haggai 2,9
Und wir haben noch nicht mal die Dinge, die im alten Bund normal waren und regen uns schon darüber auf (Jesus sprach davon, dass er den Tempel einreißen würde und in 3 Tagen wiederaufbauen würde. Es geht hier also nicht um das Gebäude, sondern um den Bund).

Teilweise wird sogar kritisiert, dass Leute den Anspruch erheben, dass sie Dinge wie Jesus tun. Wo doch Jesus selbst sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.“ Johannes 14,12

Er sagt nicht nur, dass wir die gleichen Dinge tun werden, nein, wir sollen größere Dinge tun. Und ich kann mir noch nicht mal vorstellen, was das sein soll. Bin schon froh, wenn annähernd die Dinge passieren in meinem Dienst die Jesus getan hat.

Ich sehne mich danach, dass ich mehr und mehr die Übernatürlichkeit Gottes verstehe und erkenne, mehr noch dass ich sie in meinem Leben erlebe. Die Welt ist gelangweilt von einem kraftlosen und oberflächlichen Christentum. Man muss sich nur den Esoterikboom anschauen, was in vielen Kinofilmen vorkommt. Das ist ein Hunger nach dem Übernatürlichen, danach die Grenze zu überschreiten, auszubrechen aus dem Rationalen…

Und das Geile ist, diese Dinge können passieren. Ich will herausfinden, was wirklich passieren kann. Ich bin überzeugt, dass weit mehr geht als ich mir nur träumen kann.

Edit: Noch ein paar Bibelstellen eingefügt 18.7.