|

Eine großartige Weihnachtsgeschichte in 3D



Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“, „Forest Gump“) bringt mit „Disneys Eine Weihnachtsgeschichte“ nun den dritten Animationsfilm im Perfomance Capture Verfahren heraus. Schon in „Der Polarexpress“ und in „Beowulf“ hat er diese Technik angewandt und nun weiter verfeinert.

Reale Schauspieler werden von speziellen Kameras aufgenommen und ihre Bewegungen im Computer gespeichert. So können ihre Handlungen, ihre Mimik und Gestik auf 3D Computermodelle übertragen werden. Da ist es egal, ob die Bewegung auf eine menschliche Figur, ein Tier oder ein Geistwesen gelegt wird. Der Regisseur hat alle künstlerischen Freiheiten, das so einzusetzen wie er es sich vorstellt, ihm sind quasi keine Grenzen gesetzt.

Die Vorlage ist das allseits bekannte Buch von Charles Dickens, das viele aus unzähligen Verfilmungen kennen dürften (ich kenne eine von Disney mit Micky Maus und Dagobert Duck, der im Orginal übrigens Scrooge McDuck heißt).

Dickens hatte das Buch 1843 mit sozialkritischen Tönen geschrieben, die die Mißstände im England des 19. Jahrhunderts anprangerten. Er war damals in Geldnot, musste aber den Druck selber bezahlen, da sein Verleger selber nicht die Mittel hatte. Das Buch wurde innerhalb kürzester Zeit zum Renner. Da es damals keinen Urheberschutz gab, waren bald sehr viele Raubkopien im Umlauf. Als er vor Gericht zog, kostete ihm das am Ende genausoviel wie er durch das Buch eingenommen hatte.

Die Erzählung handelt von dem alten grantigen Geizhals Ebenezer Scrooge, der durch sein Geschäft sehr reich geworden ist, aber auch sehr zurückgezogen und verbittert lebt. Er ist nicht nur selbst sehr kalt, sondern strahlt selber Kälte aus. Er gönnt sich und anderen nichts, nicht mal die Freude von Weihnachten.

In der Weihnachtsnacht erhält er von dem Geist seines vor 7 Jahren verstorbenen Geschäftspartners Marley Besuch, der ihm aufzeigt wozu ihn das Leben gemacht hat. Er ist nun an alle möglichen Ketten gefesselt. Da er das seinem alten Freund ersparen will, kündigt er ihn den Besuch von 3 weiteren Geistern an: Den Geistern, der vergangenen, der gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht.


Diese erscheinen dann und fuhren ihm erbarmungslos sein Leben vor Augen. Sie zeigen ihm, wie er sich in der Vergangenheit noch an Weihnachten freuen konnte, noch Freunde hatte, sich sogar verlobt hatte. Und sich aber vieles durch seinen Geschäftssinn und seine Geldgier verspielt hat, wie seine Mitmenschen trotz bescheidener Mittel voller Barmherzigkeit sind und sich noch um Bedürftige kümmern, und obwohl er sie schlecht behandelt hat, immer noch mit Respekt von ihm reden. Und schließlich zu guter Letzt wie sein Leben weiter gehen würde, wenn er sich nicht ändert, wie die Leute über ihn reden würden, wenn er stirbt.

Diese Erfahrungen schockieren und prägen ihn so sehr, dass er als er am nächsten Morgen aufwacht, total glücklich ist, dass er noch lebt und beschließt ein anderer Mensch zu werden. Auf einmal kann er das Leben genießen und er merkt, was für ein gutes Gefühl es ist, wenn man andern Menschen hilft und ihnen eine Freude macht…



Soweit die altbekannte Geschichte. Aber wie hat Zemeckis sie umgesetzt? Die Welt, in die uns Zemeckis entführt, ist berauschend. Fast lebensechte menschliche Charaktere, wunderschöne, verschmeite Landschaften, herrliche Bauten und Kostüme, bezaubernde Kamerafahrten durch das romantische London des 19. Jahrhunderts in großem Detailreichtum.

Jedoch erinnern die Charaktere sehr stark an die aus „Beowulf“, auch wenn sie lebensecht aussehen, sind sie doch überzeichnet, fast comichaft. Scrooge erinnert irgendwie an Grendel. Die Frage drängt sich auf, ob manche rasante Kamerafahrten, krasse Perspektiven genauso gemacht würden, wenn die 3D Technologie irgendwann nichts Neues mehr ist. Man hat schon den Eindruck, dass hier einiges nur gemacht wurde, um die tollen dreidimensionellen Effekte zur Geltung zu bringen.

Da die Geister doch sehr gruselig sind, vor allem wie der Geist von Marley eingeführt wird, ist der Film gänzlich ungeeignet für Kinder unter 12 Jahren. Als Familienfilm also äußerst ungeeignet.

Insgesamt finde ich den Film jedoch sehr gut, die Charaktere werden sehr gut eingeführt, ein Film mit Witz und Humor, es ist herrlich all diese wunderschönen und detailreichen Kulissen und Kostüme zu sehen, Jim Carrey ist wieder einmal brillant (er „spielt“ Scrooge in jedem Alter und die 3 Geister der Weihnacht). Die Rückblicke in die Vergangenheit und die Barmherzigkeit der Mitmenschen regen zum Nachdenken an und bringen mich ins Fragen, was mit eigenen Träumen der Kindheit geworden ist, worüber man sich damals noch freuen konnte und was bestimmte Lebenssituationen aus einem machen können.

Ein Film, den ich wärmstens empfehlen kann, wenn einem die gruseligen Einlagen nicht stören. Nach Möglichkeit mit 3D Brille anschauen! Die hervorragende Filmmusik sei auch noch erwähnt, die mit vielen Weihnachtsliedern (Christmas Carols) angereichert ist.

0 Kommentare

  1. viel zu schnell.
    Manchmal frag ich mich echt, was die Leute glauben, was so ein Kinderhirn packen kann.
    Man muss den Film nicht in Teletubbie-Tempo machen, aber es hatte schon seine Berechtigung, dass die vier Kumpels so gebremst agierten.

    Tja. Die meisten "Kinderfilme" im Kino sind halt für Kinder gemacht, aber deswegen noch lange nicht kindgerecht.

  2. Wobei die Frage ist, ob dieser Film wirklich für Kinder gemacht ist… Oder wie es in einer Filmkritik stand, dass sie es vielleicht selber nicht so genau wissen.

    Welche 4 Kumpels?

  3. um es präziser zu fassen: ich hab nie ne ganze Folge angeguckt. Hätte ich nie irgendwas von ihnen angeguckt, könnte ich ja nicht wissen, dass sie langsam gehandelt haben.

    Na ja, das war ein Versuch, Fernsehen für die ganzganz Kleinen zu machen. Keine Ahnung, was die heute gucken.
    Damals, als die TT kamen, passte ich gerade fast täglich auf zwei 15Monate alte Mädels auf.
    Da kriegt man einiges mit….

  4. Ich weiß nur, dass es die Teletubbies gibt, kenne vereinzelte Bilder – und das ist schon alles… Von daher weiß ich da überhaupt nichts von.

    Hätten ja auch 4 Kumpels aus der Weihnachtsgeschichte sein können…

    Es ist schon spannend, wie sich das Tempo generell in Filmen über die letzten Jahrzehnte verändert hat.

    So alte Schinken haben teilweise dermaßen Längen… Aber die waren das früher gewohnt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.