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Verborgenes Wissen



Wie sehr unsere eigene Kultur unser Missionsverständnis beeinflusst
Viele Stämme und Völker tragen schon seit Jahrhunderten, das Wissen von dem einen Gott mit sich, durch irgendwelche Tragödien ging aber die genaue Kenntnis darüber verloren.

Bei den Inkas gab es beispielsweise einen König Pachacuti, der der Sonnenanbetung so hingegeben war, dass er den Inti- Tempel wieder aufbaute. Später erkannte er jedoch, dass Inti (Sonne) kein Schöpfer sein konnte, sondern nur Geschöpf war, wenn sie gezwungen war, immer wieder derselben Bahn zu folgen, feste Zeiten einzuhalten und ihr Licht von der kleinsten Wolke getrübt werden konnte. Wenn Inti nun nicht der wahre Gott war, wer war es dann? Die Antwort fand er in alten Überlieferungen, die schlafend in seiner Kultur lagen! Der König nahm seine Gotteserkenntnis und verband sie mit Viracocha, dem Herrn, dem allmächtigen Schöpfer aller Dinge. Pachacuti schlussfolgerte, ein Gott der alle Dinge geschaffen hat, verdiene Anbetung. Stattdessen wäre es absurd, einen Teil der Schöpfung anzubeten, als sei sie Gott.

Zwei norwegische Missionare waren erstaunt, dass das Volk der Santal (Indien) wie elektrisiert von ihrer Botschaft war. „Hat Thakur Jiu uns dennoch nach so langer Zeit nicht vergessen!“ riefen diese und erzählten ihre Geschichte: Vor langer, langer Zeit schuf Thakur Jiu, der echte Gott, den ersten Mann und die erste Frau. Sie wurden von einem Wesen verführt Reisbier zu brauen und einen Teil als Opfer für Satan auf den Boden zu schütten. Als sie von ihrem Rausch aufwachten, erkannten sie dass sie nackt waren und schämten sich. Als ihre Nachfahren später der Korruption verfielen und nicht umkehren wollten, verbarg ihr Gott ein heiliges Paar in einer Höhle des Berges Harata. Die übrige Menschheit wurde durch ein Flut vernichtet. Viel später wanderte ein Teil der Nachfahren aus und konnte nicht über hohe Berge kommen. Da verzweifelten sie in ihrem Glauben an Thakur Jiu und schlossen einen Bund mit den bösen Geistern der großen Berge. Als sie schließlich einen Gebirgspaß überqueren konnten, fingen sie gebunden an den Eid seitdem an Geisterbesänftigung und Zauberei zu betreiben. So vergaßen sie Thakur mehr und mehr, übrig blieb nur der Name.

Schaffen wir es auf die Kultur vor Ort einzugehen?
Hätten die Norweger – wie so oft – diese Geschichte als vom Teufel zurückgewiesen, hätten sie durch ihre Überheblichkeit ein über Jahrhunderte vorbereitetes Volk verprellt. Da diese aber den Namen akzeptierten, waren sie von Tausenden der Santal umgeben, die mit großer Aufgeschlossenheit begierig wissen wollten, wie sie durch Jesus Christus mit Thakur Jiu versöhnt werden konnten. Die Möglcihkeit, das der Riß zwischen ihrem Volk und Thakur Jiu geheilt werden konnte, erregte sie ungeheuer!

Solche Geschichten gibt es haufenweise. Leider wurden oft genug diese Chancen nicht genutzt. Die Heilung der Nationen ist notwendig, nicht nur weil sie in ihren Kulten gefangen sind, sondern weil wir sie durch unsere Missionierungsversuche zutiefst verletzt haben. Viele Indianer bezeichen ihre christlichen Brüder als Apfelindianer: außen rot und innen weiß (äußerlich als Indianer erkennbar, aber vom Verhalten her wie die Weißen).

Gefangen in der eigenen Kultur
Es ist erstaunlich wie sehr wir Kind unserer eigenen Kultur sind. Wir meinen das Evangelium zu predigen, bringen aber zum großen Teil unsere eigene Kultur und Werte. Der Schlagzeuger Martin Neal freute sich wahnsinnig auf die afrikanischen Trommeln, als er dort einen Gottesdienst besuchte. Stattdessen fand er Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und amerikanische Lobpreislieder. Nicht verwunderlich, wenn wir hingehen und den Menschen sagen, dass so dass Christentum funktioniert. Ein banales Beispiel, aber kulturelle Unterschiede können zu immensen Spannungen führen. Da wir in unserer Kultur aufgewachsen sind, ist sie für uns so normal, dass wir stillschweigend davon ausgehen, dass unsere Annahmen für jeden klar und logisch sind.

Wenn wir bei uns von Anbetung und Gottesdienst reden, denken wir an Lieder, Schriftlesung, Predigt und Gebete. Wir haben kirchliche Gebäude, Stuhlreihen oder Bänke und einen Pastor vor Augen. Bei den Moslems in Saudi Arabien ist die Vorstellung ganz anders. In der Moschee gibt es keine Stühle, keine Predigt, keine Musik. Schuhe auszuziehen, Knien, Niederwerfung und Gebete stehen im Vordergrund. Die Geschlechter sind strikt getrennt. Ein Moslem würde unsere Gottesdienste zurückweisen, weil es für ihn schon unmoralisch ist, wenn Männer und Frauen zusammensitzen.

Vom Neuen in andere Kulturen geboren werden
In der Fleischwerdung Jesu steckt eine tiefe Wahrheit. Der Messias kam nicht einfach als Erwachsener, hat sein Ding durchgezogen und ist wieder verschwunden. Nein, er wurde als verletzliches, hilfloses Baby in die jüdische Kultur hineingeboren. Er lernte ihre Sprache, ihre Werte und Gewohnheiten, übernahm den Zimmermannsberuf von Josef, verinnerlichte die Schrift, wuchs an Erkenntnis durch Studieren und Fragen.

Wenn ein Missionar ein Volk mit dem Evangelium erreichen will, muss er wie ein hilfloses Baby in diese Kultur „hineingeboren“ werden, alles Erlernte und Vertraute hinter sich lassen und von vorne anfangen. Er muss lernen wie sie zu sprechen, essen was sie essen, schlafen wo sie schlafen, sich für das interessieren, was sie interessiert und sich ihre Anerkennung dadurch verdienen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Film AVATAR. Die Firma, die nur die Bodenschätze ausgebeutet und die Eingeborenen als Wilde angesehen hat, erntete nur Unverständnis und Widerstand. Sie kamen nicht als Lernende und verstanden nicht, warum die Ureinwohner, die Na´vi (nicht mit GPS verwechseln), ihre Straßen nicht wollten. Jake Sully, der durch das Avatarprogramm im wahrsten Sinne des Wortes einer von ihnen wurde, ihre Sprache, Verhaltensweisen und Kultur verinnerlichte, gewann ihr Vertrauen und wurde sogar offiziell in ihre Gemeinschaft aufgenommen.

Unsere Identität beiseite zu legen, fällt uns aber oft immens schwer, weil wir glauben dass unsere Art die richtige Frömmigkeit wäre. In gewisser Weise befinden wir uns somit in einem Gefängnis. Es wäre ein Fehler, die Menschen aus ihrem Gefängnis in unser Gefängnis zu holen. Deswegen ist es total wichtig, herauszufinden was denn wirklich das Evangelium ist und wie es für ihre Kultur anwendbar ist.

Spannungsfelder
Ein solches Spannungsfeld kann der Gegensatz von Zeit- und Ereignisorientierung sein. Wenn bei uns im Kino die Vorstellung 5 Minuten zu spät anfängt, werden wir schon unruhig, wenn der Film nicht bis zum Schluß gezeigt werden kann, gibt es Ärger. In einer anderen Kultur kommen die Leute einfach zusammen und unterhalten sich ausführlich. Wenn genügend Leute da sind, wird der Generator angeworfen. Falls dieser ausfällt, wird er erst gemütlich repariert. Sollte der Film nicht bis zu Ende gezeigt werden können, gehen die Leute trotzdem zufrieden nach Hause, weil sie ihre Gemeinschaft genossen haben.

Auf einer Südseeinsel erlitt das Dach eines Missionshauses nach einem Sturm einen geringen Schaden. Ein Einheimischer wurde beauftragt das Loch zu reparieren. Nach Wochen hatte er immer noch nicht angefangen zu arbeiten. Es wurde jemand anderm die Aufgabe übertragen, der dies auch sofort erledigte. Der Einheimische war zutiefst verletzt, weil man ihm nicht vertraute. Für gewöhnlich ist es nach einem Unwetter erstmal ne Weile wieder schön. Jeden Morgen schaute er, wie das Wetter werden würde und baute zunächst an seinem eigenen Haus weiter. Hätte es nach Regen ausgesehen, hätte er sofort seinen Auftrag erfüllt. Da er ereignisorientiert war, hatte sein Haus Vorrang.

Wenn wir die fremde Kultur nicht kennen, können wir sehr schnell Leute verurteilen und verletzen, weil wir nicht verstehen wie sie handeln. Haben wir aber mal ein Verständnis der fremden Welt erlangt, dann erkennen wir das jede Kultur sowohl Fluch und Segen beinhalten kann. Manchmal können wir sogar durch eine fremde Kultur, den blinden Fleck unserer eigenen erkennen. Nur mit Jesus können wir erkennen, was der Bibel entspricht und was ihr entgegen steht.

Lesetipps:
Don Richardson „Ewigkeit in ihren Herzen
John Loren Sandford „Heilung für die Nationen
Sherwood G. Lingenfelter „Kulturübergeifender Dienst

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